Mittwoch, 25. Juni 2008
Diskussionsbeitrag zum Strategiepapier "21 gute Gründe" (III)
https://chaoslinie.blogger.de/stories/1160761/
Gedanken zur Informationswelt tene, 14:38h
Weil da so tolle Himmelbetten stehen
Okay. Und das ist ein Grund, in die Bibliothek zu gehen? Wenn es innovative Konzepte gibt, warum werden diese nicht als tolle Ideen betitelt? Wegen einem Himmelbett geh ich vielleicht ins Museum oder in ein Möbelhaus, jedoch nicht in die Bibliothek zum Läuseeinfangen.Verzeihung, das soll jetzt auf keinen Fall eine Aussage zu irgendwelchen (un)hygienischen Bedingungen sein. Nein, es spielt mal wieder auf die Darstellung der Bibliothek an. Sie ist eben ein vielschichtiger Ort, der Entdeckungen ermöglicht, Spaß, Spiel, Besinnung, Unterhaltung, Freizeit, Beschäftigung, Lernen, Treffpunkt - eben ein "Himmelreich für aufgeweckte Kids". Bibliotheken können doch ähnlich dem Überraschungsei mit "Spiel, Spass und Überraschung" werben, einer Spielwiese für jeden. Warum ein Projekt, wenn es doch tausende Ideen gibt, mit denen sich Kinder auseinander setzen können?
Bibliotheken haben jede Menge Migrationshintergrund
Uih, mal wieder eine ganz schlechte Einleitung.Woher kommen wir, wohin gehen wir?Philosophie ist vielleicht nicht unbedingt der beste Einstieg. Vielmehr geht es doch auch um das mit(einander)sprechen Können. Und das ist doch auf verschiedene Ebenen verteilt. Migrationshintergrund ist so ein furchtbares Modewort, das stempelnd für die wirkt, deren Muttersprache in Deutschland nicht deutsch ist.
Integration ist ein wichtiges Thema für Bibliotheken, aber sie stehen auf verlorenen Posten, wenn sie die Angebote schon wieder dadurch negativieren, dass sie mit dem Stempel "für Menschen mit Migrationshintergrund" versehen werden. Politisch mag das sicherlich ein tolles Schlagwort für die Geldgeber sein, aber die sollen ja offensichtlich nicht durch das Papier erreicht werden. Wenn ja, müsste hier insgesamt ein anderer Beschreibungsstils verwendet werden. Also raus mit diesen Stempeln.
Vielleicht sei hier auch darauf hingewiesen, dass erwiesener Maße, die Mütter dieser Kinder mit ins Boot geholt werden müssen. Ein gutes Beispiel, bei dem sich Bibliotheken beteiligen sollten, ist das Projekt "Mama lernt Deutsch". Hier würden jüngere wie ältere potentielle "Bibliotheksbenutzer" erreicht und eine institutionalisierte Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen wäre gegeben.
Bibliotheken helfen Forschung und Lehre
Oh je, da kommt der nächste Gag. Es ist bedrückend, dass mit einem Marketingkonzept "privater Sitzplatz-Service" auf die verheerende Situation in Universitätsbibliotheken oder besser gesagt Hochschulbibliotheken aufmerksam gemacht werden muss. Daraus ein Argument für Bibliotheken zu basteln ist ein wenig hirnrissig. Das klare Benennen der Bedeutung und ein Aufmerksammachen auf Missstände wäre ausreichend.Bei allem, was ich bis jetzt gelesen habe, fand ich den Spagat zwischen Problem und Bibliothek als Lösung wenig gelungen. Die gewählte Darstellung ist als Werbematerial für Bibliotheken wenig geeignet.
Bei "21 guten Gründen für gute Bibliotheken" möchte ich zumindest nicht 13 1/2 Seiten lesen, die wie ein undurchdachtes Gedankenspiel wirken.
Zu klären ist:
- Wer soll angesprochen werden?
- Nutzer (welchen Altes) oder
- die Geldgeber (Politiker) oder
- die Bibliothekare, die sich Mut zusprechen lassen müssen
- Was ist die Hauptmitteilung dieses Pamphletes?
- Wir sind arm dran und brauchen deshalb Unterstützung.
- Wir sind so toll, deshalb müsst ihr uns benutzen.
- Wir haben für jeden das richtige Angebot. Kommt und entdeckt uns.
- Wie wollen Bibliotheken wahrgenommen werden
- als Bildungseinrichtung (aber: Können sie dem Anspruch gerecht werden?)
- als Treffpunkt mit verschiedenen Möglichkeiten (Lernort, Spielort, Freitzeitort)
- als traditionelle Einrichtung?
- Welche Problemlösungkonzepte gibt es für welche Probleme - sprich, was kann die Bibliothek alles leisten?
... link
Diskussionsbeitrag zum Strategiepapier "21 gute Gründe" (II)
https://chaoslinie.blogger.de/stories/1160758/
Gedanken zur Informationswelt tene, 14:37h
Weil sie uns verbinden
Dieser Absatz spielt mir persönlich zu sehr mit Klischees. Es tauchen im Text auf "der Bildungsbürger", "der Interessierte", "der Neugierige", "der Aufstiegsorientierte" - ein althergebrachtes Schichtendenken. Was ist mit denen, die einfach nur Unterhaltung suchen, einen Treffpunkt benötigen, mit jemandem sprechen wollen?Bibliotheken verbinden. Sie sind Treffpunkt, Sammelpunkt von Menschen mit verschiedensten Interessen und Hintergründen. Hier nur auf Bildung abzustellen, um eine "drohende Spaltung der Gesellschaft zu verhindern" ist unzureichend und kann als Ziel nur all jene ausschließen, die nicht "bildungshalber" eine Bibliothek aufsuchen. Eher sollte hier genau betont werden, dass sich Bibliotheken an alle richten, egal mit welcher Intention und welchem Sozial- oder Bildungsniveau sie kommen.
Gut hingegen finde ich schon die Aussage, dass jeder so an der Gesellschaft als Informierter teilnehmen kann,
solange es Bibliotheken gibt, die ihr Wissen, ihren Internetzugang und ihre Medienkompetenz [Hervorhebung d. Verf.] jedem zur Verfügung stellen. Wirklich jedem, der das möchte. Ganz ohne Kauf- und Beratungszwang.In diesem Kontext an erster Stelle ist die "verbindende", auf alle ausgerichtete Tätigkeit der Bibliotheken an richtiger Stelle. Es gilt die Scheu abzubauen, überhaupt in Bibliotheken zu gehen.
Sich von der Stimmungsmacherei "PISA-Schock", "Bolognia-Prozess" in so einem Papier abhängig zu machen, mag dem derzeitigen politischen Zeitgeist entsprechen, ist kurzfristig gesehen vermutlich richtig, untauglich aber, Leute zu erreichen, die a) sich aus eigenem Interesse weiterbilden, b) sowieso kein eigenes Interesse an (Weiter-)Bildung mitbringen und in der Bibliothek auch eine - sicherlich sinnvolle - Freizeitgestaltungsmöglichkeit entdecken sollen/wollen.
Damit unsere Kinder lesen. Alle Kinder.
Oh, gruselig, ein Ort des Schreckens. Da will man Kinder hineinziehen? Die Bibliothek als Geisterhaus? Und wer ist Murphy? Habe ich da eine Wissenslücke? Ich komme mir gerade richtig dumm vor.Besser wäre doch die Bibliothek als Schatzinsel oder Abenteuerspielplatz, wo es viel zu entdecken gibt und wo Jungs wie Mädchen gerne hinmöchten. Ich frage mich auch gerade, an wen sich dieses Papier wendet? Punkt zwei an Grundschüler? Die können das aber doch gar nicht lesen oder nicht richtig verstehen. Also gehe ich mal davon aus, man wendet sich an die Eltern und Lehrer. Die können da aber auf den "Ort des Schreckens" verzichten. Die möchten etwas erfahren über die Hilfestellungen der Bibliothek.
Außerdem, welches Bild soll von der Bibliothekarin vermittelt werden? Positiv ist das gezeichnete Bild auf keinen Fall. Sicherlich ist es toll, Vorurteile aufzubauen und zu entkräften, aber dann sollte man darauf achten, welches Bild stärker ist (und hier ist es die Knolle Murphy, die Zähne wie Eiszapfen, Arme wie ein Roboter (hat), [...] ihre Stempel wie Colts (trägt), und [...] Gasdruckpistolen haben soll, mit denen sie Kartoffeln auf Kinder schießt, wenn die sich nicht benehmen.. Da würde ich auf keinen Fall als Kind hinwollen. Dass diese Bibliothekarin (Welche Bibliothekarin heißt schon Murphy?) Spaß vermitteln soll, geht dabei unter. Es wird im Gegenteil das Bild von Nancy Pearl vermittelt. Das ist altmodisch und abschreckend. Den erhobenen Zeigefinger will niemand mehr sehen.
Kinder sollen unabhängig vom Bildungsstand ihrer Eltern (Vgl. dazu: Haben Bücher eine Zukunft, S. 6, Abs. 5; S. 11, Abs. 1-4) zum Lesen motiviert werden. Dies ist eine schwere Aufgabe, aber hier sind Bibliotheken wirklich gefragt und hier können Bibliothekarinnen auch eine Vorbildfunktion bieten. Dafür benötigen sie innovative Konzepte und offene Bibliothekarinnen. Pädagogik und Didaktik sind notwendig, sollten aber für die Kinder auf keinen Fall in den Vordergrund gedrängt werden. Spiel und Spass sind hier die besten Motivationshelfer, nicht Lernen, Lehren und Druck.
Positive Vorbilder nützen auch nur dann etwas bei Kindern, wenn sie allerortens gesichtet werden können, d.h. im Kindergarten, in der Schule, in der Bibliothek, bei den Großeltern und Eltern. Nur wenn Lesen Alltag ist und nicht auf "einen Ort" begrenzt wird/bleibt, kann hier ein positives Leseverhalten bewirkt werden. Für Bibliotheken heißt das, um die Kinder dauerhaft zu erreichen, müssen auch die Eltern, die Schulen, das enge soziale Umfeld der Kinder mit in den Prozess einbezogen werden, was das genau das derzeitige Problem zu sein scheint. Kinder werden in Sondersituationen ans Lesen herangeführt und erreicht werden vor allem bildungsorientierte Schichten, bei denen ein Verständnis seitens der Eltern besteht.
Warum werden diese neuen Ansätze nicht als Positivum herausgearbeitet? Aber über allem steht das erschreckende Bild der "Knolle Murphy", das keine Vielschichtigkeit und Offenheit bei den Bibliothekaren erkennen lässt?
Und noch eine Frage. Warum eigentlich auf einmal Bücherei? Herr Gerald Schleiwies stellte in seinem Kommentar zurecht fest:
"Mir fällt mir ein Mischmasch von Bibliothek und Bücherei auf, teilweise sogar in einem Grund duellierend" .Also, wen will man ansprechen? Dementsprechend sollte man sich dann auch für den Begriff entscheiden.
Bibliothek vs. Bücherei: Zwischen diesen beiden Begrifflichkeiten gibt es generell nur den Unterschied, dass Bibliothek der Fachbegriff und Bücherei umgangssprachlicher Natur ist. Früher wurden Öffentliche Bibliotheken für gewöhnlich als Bücherei bezeichnet, um diese von den Wissenschaftlichen abzugrenzen. (Quelle: Der ABD-/BID-Bereich - Glossar: Bibliotheken)
... link
Diskussionsbeitrag zum Strategiepapier "21 gute Gründe" (I)
https://chaoslinie.blogger.de/stories/1160755/
Gedanken zur Informationswelt tene, 14:36h
Was hier und in den nächsten dazugehörigen Kapiteln folgt ist wenig geordnet, aber es sind die ersten Eindrücke und Fragen, die mir beim Lesen des Diskussionspapieres gekommen sind.
Die von mir bereits zitierte Studie zum Buch kommt zum Schluss:
Bibliotheken? Stimmt. Die gibt’s ja auch noch.Moment mal: Reden wir uns jetzt gleich am Anfang schlecht? Menschen wollen positiv gestimmt auf etwas eingehen und nicht negativ. Der fade Beigeschmack, den Patrick zurecht bemängelt, ist nicht nur fade sondern bitter. Bibliotheken sollten sich positiv, selbstkritisch und zukunftsorientiert darstellen. Da fällt mir der Anfang der Studie "Haben Bücher eine Zunkunft?" ein, in der es gleich im ersten Satz heißt:
Warum eigentlich? Sind die nicht heutzutage überflüssig? Wir haben doch das Internet und googeln uns alle Informationen zusammen, die wir brauchen. Unseren Kindern kaufen wir die Bücher, und außerdem spielen die Kids sowieso am liebsten mit ihrer Playstation.
Genau: Schon deshalb brauchen wir Bibliotheken. Und nicht nur deshalb.
Das Buch muss sich heutzutage innerhalb des dicht gewobenen Medien- und Kommunikationsnetzes der Informationsgesellschaft behaupten. (S. 3)Hier gibt es keine Untergangsstimmung, keine künstliche Trauermimik, sondern einfach eine Tatsache, der niemand zu widersprechen wagt, die jedoch die gleiche Aufmerksamkeit erringt, vielleicht sogar noch positiver gestimmte, als die Einführung dieses BID-Papers der 21 Gründe pro bibliotheca .
Die von mir bereits zitierte Studie zum Buch kommt zum Schluss:
Bemerkenswert ist, dass das Internet nicht direkt mit dem Buch konkurriert. Wer häufig online ist, muss kein "Büchermuffel sein. [...] Vielmehr gibt es einen engen Zusammenhang zwischen starker Internetnutzung und [...] verstärkter Bücherlektüre. (S. 14)Kommt hier der Nutzer nicht mehr in die Bibliothek, so können Gründe dafür wohl auch in der Aufstellung der Bibliotheken im Internet zu sehen sein, denn gelesen wird auch weiterhin und besonders bei den "Internetintensivnutzern".
... link
Dienstag, 19. Februar 2008
Informationskompetenzen - nur wissenschaftlich notwendig?
https://chaoslinie.blogger.de/stories/1051705/
Gedanken zur Informationswelt tene, 20:20h
Ich bin momentan dabei mich ein wenig mit der Frage von Informationskompetenz (IK) und den dazu benötigten Teilkompetenzen zu beschäftigen. Die Fragestellung betrifft dabei vor allem die Informationskompetenz bei Facharbeitern in kleineren und mittleren Betrieben.
Dabei ist mir eine Sache aufgefallen: Wenn es um Informationskompetenz geht, beschäftigt man sich immer mit der von Schülern oder Lehrenden und Studierenden.
Thomas Hapke spricht in einem Artikel sogar schon von der "Informationskompetenz 2.0" (Hapke, S. 5) . Er versteht unter IK 2.0 das "Verständnis für das gesamte System wissenschaftlicher Information". Dies mag für Schüler und darunter die angehenden Studierenden und Wissenschaftler sicherlich von immenser Wichtigkeit sein.
Die Kritik zielt nicht auf den ganzheitlichen Ansatz dieser Definition von IK, der im Vergleich zur klassischen IK zu begrüßen ist, sondern auf das Vergessen der Fachkräfte, die bereits in Firmen, Behörden etc. arbeiten. Welche Angebote gibt es von Bibliotheken zur Unterstützung einer fachspezifischen, berufsfeldbezogenen IK für Berufsschüler, Berufsanfänger (nicht Auszubildene) und vor allem für diejenigen, die fest in betriebliche Abläufe eingebunden sind?
Hapke, Thomas : Informationskompetenz 2.0 und das Verschwinden des "Nutzers" , 2007, Preprint zum Themenheft Bibliothek 2.0 der Zeitschrift “Bibliothek – Forschung und Praxis"
Dabei ist mir eine Sache aufgefallen: Wenn es um Informationskompetenz geht, beschäftigt man sich immer mit der von Schülern oder Lehrenden und Studierenden.
Thomas Hapke spricht in einem Artikel sogar schon von der "Informationskompetenz 2.0" (Hapke, S. 5) . Er versteht unter IK 2.0 das "Verständnis für das gesamte System wissenschaftlicher Information". Dies mag für Schüler und darunter die angehenden Studierenden und Wissenschaftler sicherlich von immenser Wichtigkeit sein.
Die Kritik zielt nicht auf den ganzheitlichen Ansatz dieser Definition von IK, der im Vergleich zur klassischen IK zu begrüßen ist, sondern auf das Vergessen der Fachkräfte, die bereits in Firmen, Behörden etc. arbeiten. Welche Angebote gibt es von Bibliotheken zur Unterstützung einer fachspezifischen, berufsfeldbezogenen IK für Berufsschüler, Berufsanfänger (nicht Auszubildene) und vor allem für diejenigen, die fest in betriebliche Abläufe eingebunden sind?
Hapke, Thomas : Informationskompetenz 2.0 und das Verschwinden des "Nutzers" , 2007, Preprint zum Themenheft Bibliothek 2.0 der Zeitschrift “Bibliothek – Forschung und Praxis"
... link
Mittwoch, 28. November 2007
Das Ende des Internets
https://chaoslinie.blogger.de/stories/980041/
Gedanken zur Informationswelt tene, 14:13h
Immer mehr, immer realistischer, immer schneller. Das Internet kann diesen Ansturm langsam nicht mehr verkraften.
Quelle:
Studie sagt das Ende des Internets voraus via PCtipp.ch
laut der Studie , die in Zusammenarbeit von Nemertes und der «Internet Innovation Alliance» erarbeitet wurde, geht es keine drei Jahre mehr, bis das Web tatsächlich kollabiert.Um den derzeitigen Bedarf auch weitergehend zu decken, werden hohe Investitionen notwendig, damit nicht das passiert wie auf dieser Seite hier.
Quelle:
Studie sagt das Ende des Internets voraus via PCtipp.ch
... link
Mittwoch, 20. Juni 2007
Im Blätterwald tönt's: Huih, wir sind modern
https://chaoslinie.blogger.de/stories/829858/
Gedanken zur Informationswelt tene, 01:37h
Wie ist das Medium der Zukunft. Es benötigt keinen Netzstecker. Es braucht keine UMTS-Karte. Es is leichter als der flacheste und kleinste Laptop. Es passt in jede Aktentasche. So sieht das Medium aus, glaubt man dem Geschäftsführer der WAZ-Mediengruppe, Bodo Hombach, beim Medienforum NRW in Köln. Es ist jenes "Medium aus toten Bäumen", das viele schon als Auslaufmodell abgeschrieben haben: die Zeitung. Diesmal zeigten die Zeitungsmacher beim sonst eher vom Fernsehen dominierten Medienforum Flagge. Sie wollen den Beweis antreten: Die alten Traditionsverlage verwandeln sich zur Zeit in hochmoderne Multimedia-Häuser.
Der Osloer Branchenprimus Schibsted unterscheidet zwichen der "guten alten Zeit" vor dem Internet 1995 und der Zeit danach. Es dauerte ene Weile bis das Platzen der Internetblase an den Börsen überwunden war. Aber eines war Schibsted immer klar: Das, was an Anzeigen bei den analogen Zeitungsausgaben wegfiel, musste eben von eigenen Online-Angeboten aufgefangen werden. Binnen eines Jahrzehnts verfierfachte sich die Zahl der Beschäftigen von 2100 auf 8000 und der Umsatz wird nun nicht mehr in Millionen, sondern in Milliarden gemessen.
Quellen:
Driessen, Christoph: Die Zeitung - ein "Medium aus toten Bäumen" im Internetzeitalter via heise online
Steenweg, Helge : Von der Hol- zur Bring-Bibliothek , 2000
Sietmann, Richard : Zirkelspiele : Die wissenschaftliche Literaturversorgung steckt weltweit in der Krise, In: c't 20/99, S. 216
Der Osloer Branchenprimus Schibsted unterscheidet zwichen der "guten alten Zeit" vor dem Internet 1995 und der Zeit danach. Es dauerte ene Weile bis das Platzen der Internetblase an den Börsen überwunden war. Aber eines war Schibsted immer klar: Das, was an Anzeigen bei den analogen Zeitungsausgaben wegfiel, musste eben von eigenen Online-Angeboten aufgefangen werden. Binnen eines Jahrzehnts verfierfachte sich die Zahl der Beschäftigen von 2100 auf 8000 und der Umsatz wird nun nicht mehr in Millionen, sondern in Milliarden gemessen.
Internetnutzer sind eben nicht in gleicher Weise wie Zeitungsleser bereit, für Informationen zu bezahlen. Doch auch in Deutschland gibt es Erfolgsgeschichten. Der Vorsitzende des Zeitungsverlegerverbandes NRW, Clemens Bauer, nannte am Dienstag zum Beispiel das Online-Rubrikenportal kalaydo.de, das innerhalb von 14 Monaten zum regionalen Marktführer auf dem Stellenmarkt und bundesweit zur Nummer fünf unter den E-Commerce-Portalen geworden sei. Es wird von Verlagen aus dem Rheinland getragen.Was ist das größte Kapital der Zeitungsverlage: ihr Qualitätsjournalismus. Sie sehen ein: Qualitätssteigerung sei der einzige Weg der Verlagshäuser in die Zukunft.
Das wäre dann ganz im Sinne so großer Zeitungsjournalisten wie Herbert Riehl-Heyse, der den Verlegern kurz vor seinem Tod noch ins Stammbuch schrieb: "Es könnte sein, dass die schlauesten Geschäftsleute unter den Verlegern nicht gleichzeitig die klügsten sind. Die klügsten werden versuchen, ihre Produkte qualitativ immer besser zu machen."
Hier können Bibliotheken nur draus lernen. Sie müssen aufhören, sich als Monopolist zu sehen, als die Gralshüter des Wissens. Sie dürfen aber auch nicht vor der Allgewalt des World Wide Web kapitulieren. Hineingestürzt in die Welt des Web 2.0. Gewinnt sinnvolle Anwendungen, die den Service verbessern, der die Wünsche der Nutzer nach mehr Interaktivität aufgreift. Lernt aus dem Nutzerverhalten, wie ihr Informationen qualitativ besser erfassen und beschreiben könnt. Nutzt die technischen Möglichkeiten des sortierens und anbietens. Generiert Mehrwerte, die Google & Co alt aussehen lassen. Seid kreativ, ohne Angst zu haben, dass es ein Scheitern gibt.
Nicht alle Geschichten des Zeitungswesens in einer Zeit des Web 1.0 waren erfolgreich. Es gab Durststrecken und es gab auch ein Scheitern. Aber auch wie es bei den Zeitungen laut wurde: Besinnt euch auf alte Tugenden und schafft Qualitäten, da wo das Know-How einer Bibliothek liegt. Ordnet, sortiert, macht zugänglich. Wo man die Bibliothek als Auslaufmodell abtun will, muss eine Bibliothek zeigen, dass sie mehr ist, als nur ein Archiv.
Helge Steenweg beschreibt bereits 2000 in seinem Weg von der Hol - zur Bring-Bibliothek Veränderungen, die durch die Digitalisierung entstehen. Ja, Bibliotheken haben ihr Quasi-Monopol verlore und es wartet ein langer Weg auf sie.
Nicht alle Geschichten des Zeitungswesens in einer Zeit des Web 1.0 waren erfolgreich. Es gab Durststrecken und es gab auch ein Scheitern. Aber auch wie es bei den Zeitungen laut wurde: Besinnt euch auf alte Tugenden und schafft Qualitäten, da wo das Know-How einer Bibliothek liegt. Ordnet, sortiert, macht zugänglich. Wo man die Bibliothek als Auslaufmodell abtun will, muss eine Bibliothek zeigen, dass sie mehr ist, als nur ein Archiv.
Helge Steenweg beschreibt bereits 2000 in seinem Weg von der Hol - zur Bring-Bibliothek Veränderungen, die durch die Digitalisierung entstehen. Ja, Bibliotheken haben ihr Quasi-Monopol verlore und es wartet ein langer Weg auf sie.
Die Zukunft des wissenschaftlichen Publikationswesens hat demnach gerade erst begonnen. Die größten Hindernisse zur Bewältigung der bevorstehenden Umwälzungen sind derzeit noch Angst, Trägheit und Tradition. Aber die Fortschreibung der alten Rollenverteilung in eine neue Umgebung ist immer nur ein allererster Schritt, bevor sich gänzlich andere Strukturen herausbilden.Hier müssen Bibliotheken mitarbeiten, dürfen sich nicht verschließen, dürfen aber auch nicht vor lauter Euphorie ihre Aufgaben vergessen. Hier müssen neue Konzepte erarbeitet werden, in Prototypen gegossen und geprüft werden, um zeitnah reagieren zu können. Aber blindes Herumstochern und Wir-Probieren-Mal wird mehr schaden, als dass es Nutzen bringt. Es bindet Ressourchen und sorgt für eine Auseinandersetzung mit Dingen, die so nicht notwendig wären.
Quellen:
Driessen, Christoph: Die Zeitung - ein "Medium aus toten Bäumen" im Internetzeitalter via heise online
Steenweg, Helge : Von der Hol- zur Bring-Bibliothek , 2000
Sietmann, Richard : Zirkelspiele : Die wissenschaftliche Literaturversorgung steckt weltweit in der Krise, In: c't 20/99, S. 216
... link
Freitag, 25. Mai 2007
Der dauerhafte Lauschangriff
https://chaoslinie.blogger.de/stories/801661/
Gedanken zur Informationswelt tene, 15:02h
Es wird zum Lauschangriff geblasen. Sei es in Deutschland, wo das Verfassungsgericht in Karlsruhe keinen Widerspruch des "Großen Lauschangriffs" zur Unverletzbarkeit der Wohnung sieht, sei es Microsoft, die aus dem Such- und Surfverhalten persönliche Daten des Internetbenutzers abzuleiten versuchen. Wer achtet darauf, wenn Google mit seinem Slogan "Don't be evil" verlauten läßt: "Wir sammeln zukünftig mehr persönliche Nutzerdaten"?
Ist es das, wozu das digitale Zeitalter dienen soll? Wird der Mensch nun ernsthaft gläsern - gläsern für das, was in seinem Kopf vorgeht?
Ist es das, wozu das digitale Zeitalter dienen soll? Wird der Mensch nun ernsthaft gläsern - gläsern für das, was in seinem Kopf vorgeht?
... link
Sonntag, 13. Mai 2007
Schaffen Tote noch neue Werke?
https://chaoslinie.blogger.de/stories/788035/
Gedanken zur Informationswelt tene, 16:29h
Nun, diese Frage scheint sich für die IFPI nicht zu stellen. Mehr denn je wird das Urheberrecht in ihren Händen zu einem Marktinstrument, mit dem man Monopole schaffen kann. Fünfundneunzig Jahre Schutzfrist heißen umgekehrt, immer schneller veraltendes Wissen wird immer länger geschützt und so mit immer länger zu totem "Wissenskapital". Bereits jetzt sind verwaiste Werke ein großes Problem. Die schnelllebige Medienbranche ist gar nicht in der Lage, hundertprozentig lückenlos nachzuweisen, wer welche Rechte besitzt. Das liegt unter anderem an den vielen Verlagsankäufen, -zusammenlegungen und -teilungen. Hier schaut schon verlagsintern ja niemand wirklich mehr durch, wer welche Rechte danach noch besitzt. Und wenn es darum geht, die Erben von Rechten ausfindig zu machen, wird es ganz schwer. Wer weiß denn noch, was der Vater, Großvater, geschweige denn der Urgroßvater oder auch mütterlicherseits an Werken geschaffen worden ist und wer an diesen Werken auch noch irgendwelche Rechte besitzt? Für Bibliotheken und Forscher ist doch jetzt schon nicht mehr nachvollziehbar, wann ein Werk keine Rechte besitzt. 25 Jahre mehr Schutz bedeutet 25 Jahre mehr Probleme und nicht unbedingt 25 Jahre Mehreinnahmen durch die Verwerterindustrie. Hier mag es zwar einige wenige Ausnahmen geben - denken wir an Walt Disney und Micky Mouse, doch dann wird es schon schwieriger.
Was wir heutzutage in einer wissensbasiert lebenden Welt benötigen, ist ein klares, einfach verständliches Urheberrecht mit genauen Definitionen von Geltungsdauer und Umfang. Uninteressant meines Erachtens ist es da eher, die Verwerter noch weiter zu schützen, die durch ihre Monopolstellung genug Geld damit machen. Wissen und Informationen müssen nicht nur bezahlbar bleiben, sie müssen auch zugänglich erhalten werden.
Was wir heutzutage in einer wissensbasiert lebenden Welt benötigen, ist ein klares, einfach verständliches Urheberrecht mit genauen Definitionen von Geltungsdauer und Umfang. Uninteressant meines Erachtens ist es da eher, die Verwerter noch weiter zu schützen, die durch ihre Monopolstellung genug Geld damit machen. Wissen und Informationen müssen nicht nur bezahlbar bleiben, sie müssen auch zugänglich erhalten werden.
... link
Montag, 26. Februar 2007
Web 2.0 [II]
https://chaoslinie.blogger.de/stories/710628/
Gedanken zur Informationswelt tene, 23:08h
Digitalisierung ist ist ein großes Thema. Sollte man Bücher digitalisieren, weil sie zum Kulturerbe gehören? darf man deshalb das Urheberrecht ignorieren? Und ist die Technik überhaupt da, um Digitalisate für lange Zeit zu archivieren?
Vieles wird digital geschrieben, vieles wird digital aufgenommen, vieles wird nur digital erstellt und ist deshalb auch nur noch digital zu bekommen. Wir digitalisieren unsere Welt. Das, was man früher in ein Tagebuch schrieb, steht heute in einem Weblog. Jeder kann drauf zugreifen und jeder kann mitlesen.
Häufig gelten die Angebote nur, solange der Anbieter Geld hat, das Angebot aufrecht zu halten. Noch häufiger verschwinden sie, ohne vorher zu warnen. (Das ist meine Erfahrung mit mehreren Blogs und einigen kostenlosen Foren. *schnief*).
Für digitale Daten, die man so zur Verfügung stellt, gilt: Das Urheberrecht, und zwar das Persönlichkeitsrecht, bleibt immer erhalten. Man räumt weder dem Hoster noch sonst jemandem die Verwertungsrechte daran ein, wenn sie kommerziell genutzt werden sollten. Die Daten und Texte werden veröffentlicht und unterliegen weiterhin allen Bestimmungen des Urheberrechts. Zitiert darf werden, wenn Quellen angegeben werden.
Web 2.0 ist aber auch ein großer Schritt in eine Beliebigkeit der Texte. Sicherlich ist es für Freunde interessant, etwas über die letzte Party zu lesen, wer mit wem und welche Einkäufe für das nächste Grillfest noch erledigt werden müssen. All das führt zu einer weiteren Informationsflut, die kaum noch zu überblicken ist. Aus "archivarischer und bibliothekarischer, sowie wissenschaftlicher" Sicht ist vieles möglich. Vom finden wichtiger Informationen bis zum nicht-finden wichtiger Informationen in dieser Flut. Langzeitarchivierung? Erschließung? Vermittlung? besser mal nicht genauer nachfragen.
Die Vorteile einer großen Vernetzung sind wunderbar. Doch gibt es jederzeit eine zunehmende Entfremdung, weil hier in dieser Welt nicht jeder die Zitierregeln kennt und beachtet. Falschinformationen können gezielt weiterpubliziert werden über Kommentarfunktionen und nicht immer funktioniert dann die berühmte "Selbstkontrolle" durch eine hohe Anzahl von Nutzern.
Vieles wird digital geschrieben, vieles wird digital aufgenommen, vieles wird nur digital erstellt und ist deshalb auch nur noch digital zu bekommen. Wir digitalisieren unsere Welt. Das, was man früher in ein Tagebuch schrieb, steht heute in einem Weblog. Jeder kann drauf zugreifen und jeder kann mitlesen.
Häufig gelten die Angebote nur, solange der Anbieter Geld hat, das Angebot aufrecht zu halten. Noch häufiger verschwinden sie, ohne vorher zu warnen. (Das ist meine Erfahrung mit mehreren Blogs und einigen kostenlosen Foren. *schnief*).
Für digitale Daten, die man so zur Verfügung stellt, gilt: Das Urheberrecht, und zwar das Persönlichkeitsrecht, bleibt immer erhalten. Man räumt weder dem Hoster noch sonst jemandem die Verwertungsrechte daran ein, wenn sie kommerziell genutzt werden sollten. Die Daten und Texte werden veröffentlicht und unterliegen weiterhin allen Bestimmungen des Urheberrechts. Zitiert darf werden, wenn Quellen angegeben werden.
Web 2.0 ist aber auch ein großer Schritt in eine Beliebigkeit der Texte. Sicherlich ist es für Freunde interessant, etwas über die letzte Party zu lesen, wer mit wem und welche Einkäufe für das nächste Grillfest noch erledigt werden müssen. All das führt zu einer weiteren Informationsflut, die kaum noch zu überblicken ist. Aus "archivarischer und bibliothekarischer, sowie wissenschaftlicher" Sicht ist vieles möglich. Vom finden wichtiger Informationen bis zum nicht-finden wichtiger Informationen in dieser Flut. Langzeitarchivierung? Erschließung? Vermittlung? besser mal nicht genauer nachfragen.
Die Vorteile einer großen Vernetzung sind wunderbar. Doch gibt es jederzeit eine zunehmende Entfremdung, weil hier in dieser Welt nicht jeder die Zitierregeln kennt und beachtet. Falschinformationen können gezielt weiterpubliziert werden über Kommentarfunktionen und nicht immer funktioniert dann die berühmte "Selbstkontrolle" durch eine hohe Anzahl von Nutzern.
... link
Freitag, 23. Februar 2007
Web 2.0 [ I ]
https://chaoslinie.blogger.de/stories/707136/
Gedanken zur Informationswelt tene, 20:09h
Ganz klar muss eines erstmal gesagt werden. Web 2.0 bedarf eines hohen Maße an Informationskompetenz. Nie zu vor war es dem normalen Leser möglich, auf so umfassende Informationsmöglichkeiten aus erster Hand zuzugreifen. Allerdings ist nicht immer alles rechtens oder richtig, was man da so finden kann. Jeder kann schreiben, jeder kann gelesen werden und häufig kann jeder nicht nur einen Kommentar hinterlassen, sondern auch selber die Beiträge korrigieren. Dann alles noch rasch über ein RSS-Feed Zuhause auf den Rechner geladen und schon ist die Welt nicht mehr wie sie war.
Sicher ist nur der im Netz unterwegs, der die Regeln der neuen Kulturtechnik beherrscht.
Hier muss man selbst erkennen, wie vertrauenswürdig eine Quelle ist. Hier muss man einschätzen können, welche Zwecke verfolgt werden.
Bei allem was wichtig ist: Ja, die Bedienung ist kinderleicht. Jeder kann ohne Vorkenntnisse in Webseitengestaltung und im Schreiben einfach loslegen. Das, was man braucht, kann man sich durch "Learning-by-Doing" und "Freunde-fragen" selbst aneignen. Allerdings ist das Web 2.0 kein gefahrenloser Spielplatz für Kinder. Wie in den Chats hat zu Privates nichts in einer Öffentlichkeit wie der anonymen Web2.0-Welt verloren. Fremde können sich so Informationen verschaffen, die man nicht gerne jedem in die Hand geben würde. Anonymität ist ein fälschlicher Schutz. Sicherlich mag nicht jeder herausfinden, wer dahinter steckt, aber durch das Netzwerk kann man mit wenig Geschick private Informationen herausfiltern.
Sicher ist nur der im Netz unterwegs, der die Regeln der neuen Kulturtechnik beherrscht.
Hier muss man selbst erkennen, wie vertrauenswürdig eine Quelle ist. Hier muss man einschätzen können, welche Zwecke verfolgt werden.
Bei allem was wichtig ist: Ja, die Bedienung ist kinderleicht. Jeder kann ohne Vorkenntnisse in Webseitengestaltung und im Schreiben einfach loslegen. Das, was man braucht, kann man sich durch "Learning-by-Doing" und "Freunde-fragen" selbst aneignen. Allerdings ist das Web 2.0 kein gefahrenloser Spielplatz für Kinder. Wie in den Chats hat zu Privates nichts in einer Öffentlichkeit wie der anonymen Web2.0-Welt verloren. Fremde können sich so Informationen verschaffen, die man nicht gerne jedem in die Hand geben würde. Anonymität ist ein fälschlicher Schutz. Sicherlich mag nicht jeder herausfinden, wer dahinter steckt, aber durch das Netzwerk kann man mit wenig Geschick private Informationen herausfiltern.
... link